Entstehung

 

 


DIE GESCHICHTE

Vielfältige Beweggründe führten dazu, dass 1868 der Handwerker- und Gewerbeverein in Flörsheim gegründet wurde:

  • Das Bewusstsein, in dem neuen Königreich Preußen für Flörsheim eine starke Lobby sein zu können, ja, sein zu müssen.
  • Die Verunsicherung der kleinen Betriebe und Handwerker angesichts der überall entstehenden Fabriken, die eben diesen Handwerkern und Gewerbetreibenden die Gesellen weg vom Meisterbetrieb hin in die Produktionshalle holten.
  • Die Erkenntnis, dass die jungen Leute besser ausgebildet sein sollten.

Vereinsvorsitzender wurde der Maurermeister Kaspar Schuhmacher, sein Stellvertreter ist der Bürgermeister Franz Anton Schleidt. (Nebenbei gesprochen: Die Familie Schleidt stellte zwischen 1845 und 1902 für fast 60 Jahre, bis auf zwei Ausnahmen, in Flörsheim die Bürgermeister.) Beisitzer ist der Fabrikant Wilhelm Dienst (Besitzer der Steingutfabrik).

Neben der Idee, eine Interessengemeinschaft für Handwerk und Gewerbe zu gründen, ist es ein sehr konkreter Anlass, der zum Entstehen des Vereins führte: Die Gründung einer Zeichenschule für Jugendliche. Der Verein war unter anderem dazu da, die Lehrer für diese Zeichenschule zu finanzieren. Gleichzeitig hielten diese Vorträge über die große Weltpolitik und trugen so zur Hebung des Bildungsniveaus in Flörsheim bei.

Von Anfang an wirkte der Verein nicht nur nach innen. Es ging nie nur um Nabelschau und Lobbyarbeit. Es ist interessant festzustellen, dass die, modern gesprochen, „Qualitätssicherung“ beim Nachwuchs für den Verein die zentrale Aufgabe war. Es dauerte knapp 30 Jahre, d.h. bis 1896, dass auch die Gemeinde Flörsheim einen Zuschuss zu dieser Ausbildung gab. Eine zweite Zeichenklasse wurde damals eingerichtet, und die Gemeinde gab nun jährlich 50 Mark zur Unterstützung der Entlohnung der Lehrer. Auch hier kann festgehalten werden: Der Verein sah sich als Motor gesellschaftlichen Engagements. Die Gemeinde zog hier nur nach.

Im Folgejahr, 1897, ging man einen Schritt, den die Gemeinde Flörsheim ebenfalls erst mit großer Verzögerung von rund 70 Jahren nachvollzog: Der Handwerker- und Gewerbeverein sah Flörsheim, Wicker und Weilbach als eine Einheit. Auf Antrag von Wilhelm Dienst wurden die Fortbildungsvorträge der Zeichenlehrer auch dem Gewerbe in Wicker und Weilbach angeboten. Und im Kurhaus von Bad Weilbach, als hätte man gewusst, dass dort rund 15 Jahre später junge Maiden der Wirtschaftlichen Frauenschulen auf dem Lande einziehen würden, hat der HGV einen Kursus für Handarbeit eingerichtet.

Mit dem Antrag bei der königlich preußischen Eisenbahnverwaltung in Frankfurt, Sonderfahrkarten für Hin- und Rückfahrten von Flörsheim nach Frankfurt an Sonntagen anzubieten, übernahm der Verein so ein wenig auch die Arbeit eines späteren Rhein-Main-Verkehrsverbundes.